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Corona: Zur aktuellen Lage in Hawassa


31. März 2020

Die äthiopische Regierung und die Behörden haben in der Corona-Krise schnell und umsichtig reagiert. Recht schnell wurden Maßnahmen ergriffen.

Alle Kindergärten, Schulen, Colleges und Universitäten sind geschlossen. Der internationale Flugverkehr wurde eingestellt. Rathäuser, öffentliche Verwaltungen, aber auch (in Äthiopien sensationell!) Kirchen haben geschlossen.

Unsere Kinder leben im Center de facto in Quarantäne. Sie verlassen das Center nicht. Im Center leben sie mit den Hausmüttern und einer Hauslehrererin, die allesamt das Center nicht verlassen. Das Management Girma, Tamrat, Sileshi, sowie die Sekretärin kommen täglich ins Center, genauso wie die Wächter und Bereke, die für Einkäufe zuständig ist. All diese halten sich aber nur im Eingangsbereich des Centers auf, ohne direkten Kontakt zu den Kindern. Sozialarbeiter und andere wurden in Urlaub geschickt. Die älteren Kinder, die in WGs oder bei Verwandten leben, können ins Center kommen, wenn sie etwas brauchen, aber auch nur bis zum Eingangsbereich. Sie werden ansonsten, so gut es eben geht, dort betreut, wo sie wohnen.

Die Betreuung der alleinerziehenden Mütter, der Alten und der Menschen mit Handicap, die wir im Community Programm betreuen, werden soweit betreut und versorgt, wie dies eben geht. U.a. haben wir sie mit Seife, Desinfektionsmitteln und Plastikkanistern (um sich sauberes Wasser besorgen zu können) versorgt. Im Center selbst sind ausreichend Lebensmittelvorräte vorhanden. Auch eine medizinische Versorgung durch einen examinierten Krankenpfleger ist gewährleistet.

In Äthiopien sind derzeit 19 bestätigte Fälle nachgewiesen. Es ist aber durchaus davon auszugehen, dass diese sehr niedrige Zahl nicht nur auf die Umsicht der Regierung, sondern auch auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass es in Äthiopien kaum Möglichkeiten gibt, Tests durchzuführen. Es muss befürchtet werden, dass es eine hohe Dunkelziffer gibt. Aus Hawassa und Umgebung ist bisher noch kein bestätigter Fall von Corona gemeldet.

Bei uns im Förderverein ist es so, dass wir in regem Austausch per Mail, Telefon und Videokonferenz sind, so dass wir versuchen, die inhaltliche Arbeit so gut wie möglich fortzuführen. Allerdings macht uns die angespannte Lage durchaus Sorge, insbesondere auch in Hinsicht auf die Gefahr wegbrechender Spendeneinnahmen im Falle einer sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage in Deutschland.

Auch in Hawassa bereitet uns die wirtschaftliche Lage große Sorgen. Seit zwei, drei Jahren ist die Inflationsrate von ca. 10 auf über 20% gestiegen, in der aktuellen Krise schnellen die Lebensmittelpreise nochmals rasant in die Höhe. Dies wird uns vor große Herausforderungen stellen.

Die politische Situation in Hawassa ist stabil – und war dies nach dem Referendum am 12. November (es ging um den Status der Region Sidama als eigenständiges Bundesland) auch die ganze Zeit vor dem Ausbruch der Corona Krise schon. Für den August 2020 sind Wahlen zum nationalen Parlament angesetzt. Die Eintragungen in die Wähler*innen-Verzeichnisse sollten ab April stattfinden. Ob sich hier zeitliche Verzögerungen ergeben werden, ist noch unklar. In der Phase des Wahlkampfes könnten allerdings neue Unruhen auftreten.

Alle Kinder und Angestellten des Centers sind wohlauf – und machen sich teilweise mehr Sorgen um uns in Deutschland als um ihre eigene Situation.

Herzliche Grüße & salaam


Hendrijk Guzzzoni und Pia Maria Federer

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